Die Waldorfpädagogik ist
eine reformpädagogische Strömung,
die von Rudolf Steiner begründet wurde.
Er gründete 1919 die erste Waldorfschule
in Stuttgart für die Kinder der Arbeiter
und Angestellten der Waldorf- Astoria- Zigarettenfabrik.
Daher kommt auch der Name Waldorf. Später
entstanden im Sinne seiner Pädagogik auch
Kindergärten.
>>> Filmbeitrag "Vorstellung der Waldorfpädagogik"
R. Steiner entwickelte seine
pädagogischen Ideen aus einer von ihm begründeten
Weltanschauung, der er den Namen Anthroposophie
gab. Es ist eine spirituelle Weltanschauung,
die er mit wissenschaftlicher Erforschung der
geistigen Welt übersetzte. Die Anthroposophie
war für ihn ein Weg, durch lebenslange
Suche, Meditation, Selbsterziehung und Beobachtung
eine höhere Bewusstseinsebene zu erreichen.
Wichtige Begriffe waren für ihn Reinkarnation
(Wiedergeburt) und Karma (Schicksal).
>>> Filmbeitrag "Ihr Kind ist einzigartig"
Steiner sah die Beziehung ErzieherIn-
Kind als schicksalshafte Begegnung an. Wichtig
für den/ die ErzieherIn ist die Bereitschaft,
auch von dem Kind zu lernen und zu erkennen,
was das Kind in einer bestimmten Entwicklungsstufe
braucht.
Steiner teilte das Leben des
Menschen in Jahrsiebte ein.
Im Kindergarten sind die Kinder im ersten Jahrsiebt.
In dieser Zeit lernen sie vor allem durch Vorbild
und Nachahmung. Das bedeutet für uns ErzieherInnen
,sich in der Gegenwart des Kindes mit solchen
sinnvollen und durchschaubaren Tätigkeiten
zu beschäftigen, in die es ganz eintauchen
und gut nachahmen kann. Das Kind ahmt die Erwachsenen
bis in ihre innersten Regungen und kleinsten
Gesten nach. Das setzt für die Erwachsenen
ein hohes Maß an Selbsterziehung voraus.
Ob eine Arbeit mit Unlust oder Freude ausgeführt
wird, spürt das Kind genau und ahmt auch
diese Regung nach. Also versuchen wir uns Tätigkeiten
zu suchen, die wir mit Freude machen und bei
denen wir ganz bei der Sache sind. Das sind
im Kindergarten meist hauswirtschaftliche Sachen,
wie Backen, Bügeln, Nähen oder andere
Handarbeiten, aber auch Handwerke, wie Schnitzen,
Filzen, Spinnen oder Körbe flechten.
>>> Filmbeitrag "Erzieher sind Vorbilder"
Im täglichen Reigen werden
die Tätigkeiten vom z.B. Bauern oder Schmied
so dargestellt, dass sie gut nachgeahmt werden
können.
Im freien Spiel ahmen die Kinder nach, was sie
in ihrer Umgebung wahrnehmen oder wahrgenommen
haben.
Das freie Spiel ist die eigentliche
Tätigkeit des Kindes. Es ist seine Art
sich zu äußern, aus sich selbst heraus,
ohne Zweck und ohne Ziel. Es übt sich dabei
in allen Lebenskompetenzen und entfaltet seine
eigene Individualität.
Deshalb hat das freie Spiel
einen hohen Stellenwert im Kindergarten. Damit
das Kind sich ganz dem Spiel hingeben kann,
braucht es eine anregende aber auch freilassende
Umgebung. Die Räume strahlen Wärme
und Geborgenheit aus. Holzmöbel und sanfte
Farben bestimmen das Bild und sind für
die Kinder und Erwachsenen ein wohltuender Gegensatz
zur sonst eher grell bunten und mit Reizen überladenen
Umwelt.
Die Spielmaterialien sind sehr
einfach. Die Kinder spielen mit Naturmaterialien,
Tüchern und selbst hergestellten Bändern,
gestrickten oder geschnitzten Tieren, selbst
angefertigten Puppen. Diese einfachen Dinge
regen die Phantasie der Kinder an und fördern
immer neue Spielideen.
>>> Filmbeitrag "Mit allen Sinnen"
Der Rhythmus des Tages im Kindergarten
folgt dem Rhythmus des kleinen Kindes.
Auf die Freispielzeit im Raum folgt das Aufräumen
und ein gemeinsames rhythmisches Gestalten im
täglichen Reigen. Es gibt bei jedem Wetter
auch eine Freispielzeit draußen und danach
eine Geschichte oder ein Puppenspiel. Die Mittagsruhe
gehört für alle dazu. Die gemeinsamen
Mahlzeiten sind für die Kinder Festpunkte
im Tagesablauf, sie bieten Gelegenheit für
Gespräche und ein soziales Miteinander.
Auch die Woche folgt einem Rhythmus, der den
Kindern Sicherheit und Orientierung gibt. So
hat jeder Tag ein besonderes Gesicht. An einem
Tag wird gebacken, am anderen mit Aquarellfarben
gemalt oder mit Bienenwachs geknetet. Einmal
in der Woche fahren wir vormittags in den Wald
zum Wandertag.
Im Kindergarten leben wir auch im Rhythmus der
Jahreszeiten und der christlichen Feste im Jahreslauf.
Sie führen die Kinder durch das Jahr und
teilen es sinnvoll ein.
Wenn ein Fest noch nachklingt,
ist es schon an der Zeit, den nächsten
Höhepunkt vorzubereiten. Dabei ist die
Vorbereitung im Reigen, in den Geschichten,
durch Schmücken und Backen wichtiger als
das Fest selbst, das den Kindern gemäß,
eher klein und ruhig gestaltet wird.
Besonders die größeren Kinder freuen
sich auf die Feste und leben ihnen entgegen.
Sie lieben die Wiederholung und brauchen sie
auch, um etwas ganz in sich aufzunehmen. So
wird das selbe Puppenspiel über mehrere
Wochen immer in der Märchenzeit gezeigt.
In der ganzen Adventszeit spielen wir jeden
Tag das Krippenspiel und die Kinder sind mit
Freude dabei.
Rhythmus und Wiederholung geben
dem Kind Sicherheit und ein Vertrauen in die
Welt. Sie stärken die Willenskräfte des Kindes.